Studie: Eine Milliarde Tonnen CO2-Einsparung durch Kernenergie in Deutschland möglich

Wenn in den kommenden Jahren in Deutschland Kohlekraftwerke anstelle der sechs noch laufenden Kernkraftwerke stillgelegt würden, könnten eine Milliarde Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden. Die bisher vorzeitig vom Netz genommenen Kernreaktoren haben bereits zu einer Emission von einer halben Milliarde Tonnen CO2 geführt. Das sind Ergebnisse der Studie „Eine Milliarde Tonnen“ im Auftrag des Vereins Ökomoderne.

Derzeit erzeugen die sechs deutschen Kernkraftwerke jährlich eine Strommenge von 65 Terawattstunden. Gegenüber Kohlekraftwerken beträgt die Einsparung von CO2-Emissionen jährlich 60 Millionen Tonnen. Zusätzlich werden Kosten von drei Milliarden Euro durch den Emissionshandel vermieden. Sollten die sechs Kernreaktoren abgeschaltet werden, würde der deutschen Wirtschaft eine bedeutende Quelle für CO2-freien Strom entzogen. Die Treibhausgas-Emissionen von Kernenergie sind so niedrig wie die von Wind- und Solarenergie.

„Mit der Abschaltung der Kernkraftwerke erweist man dem Umweltschutz einen Bärendienst,“ ist die Überzeugung von Simon Friederich, Vorsitzender von Ökomoderne e.V. „Die sechs deutschen Kernkraftwerke produzierten in der ersten Hälfte von 2021 so viel klimafreundliche Elektrizität, wie die komplette Solarstrom-Erzeugung plus ein Sechstel der Windenergie in Deutschland. Das Entsetzen wäre groß, wenn wir alle Photovoltaik-Anlagen sowie tausende Windräder abreißen würden. Wir müssen die letzten Kernkraftwerke retten.“

Eine Laufzeitverlängerung der sechs Reaktoren ermöglicht hingegen einen vollständigen Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohleenergie bis im Jahr 2028, zehn Jahre früher als von der Regierung Merkel geplant. Dies wäre im Einklang mit dem von der deutschen Jugend gewonnenen Gerichtsverfahren für eine sichere Klimazukunft.

Der von Think Atom Ltd. durchgeführten Studie wurden die Annahmen von „Klimaneutrales Deutschland 2050″ der Denkfabrik Agora Energiewende zugrunde gelegt. Demnach wird die Kohle zur Energieerzeugung bis in die 2030er-Jahre genutzt, wenn auch nach 2030 nur noch in geringen Mengen. Das Einsparpotenzial der noch laufenden Kernenergieanlagen entspricht ungefähr einem Viertel des verbleibenden deutschen CO2-Budgets, wenn die Reduktionsziele der Pariser Klimakonferenz eingehalten werden sollen. Die EU hat ihr Reduktionsziel mittlerweile auf 55 Prozent gegenüber 1990 angehoben.

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat im Dezember 2020 die Kosten einer Verlängerung über die Laufzeit von 40 Jahren hinaus untersucht. Der Vergleich der IEA ergab, dass eine Laufzeitverlängerung um ein bis zwei Jahrzehnte der kosteneffizienteste Weg ist, um klimafreundliche Energie zu erzeugen. Für Deutschland ist die Laufzeitverlängerung eine der Klimaschutzmaßnahmen mit den niedrigsten CO2-Vermeidungskosten.

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist passend in einer Zeit stark steigender Erdgaspreise und knapper deutscher Kohlevorräte, die in einem kalten Winter zu Versorgungsengpässen führen können. Klimaschutz war auch eines der Hauptthemen der Bundestagswahl, in deren Folge nun eine neue Regierungskoalition gebildet werden soll.

Anna Veronika Wendland, eine bekannte Klima-Aktivistin aus Deutschland, sieht in dem Bericht einen weiteren Schritt zu einer pragmatischen, neuen Denkweise zum europäischen Klimaschutz. Wendland schreibt über den wissenschaftlich fundierten Ansatz im Vorwort: „Die Klimakrise ist einfach zu ernst. Wie Fridays for Future sagt, brauchen wir alles. Dazu gehört auch ein gründliches Überdenken der Nutzung der Kernenergie, zur viel schnelleren Senkung unserer Emissionen als ohne sie.“

Der vollständige Studie ist verfügbar unter www.onebilliontons.org.

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