Zehn Jahre Fukushima-Falschinformation

Eine kritische Einordnung der japanischen Ereignisse und ihrer deutschen Rezeption

von Amardeo Sarma und Anna Vero Wendland

Am 11. März jährt sich das Tōhoku-Erdbeben von 2011 zum zehnten Mal, das zusammen mit dem von ihm ausgelöstem Tsunami die Nordostküste der Hauptinsel Japans Honshu verwüstete und den Atomunfall von Fukushima auslöste.

Im Bewusstsein ist aber nur „Fukushima“ geblieben. Die Erinnerung an das Ereignis ist weitgehend durch unbelegte Schreckensmeldungen geprägt, die wiederum die Kernkraft-Debatte in Deutschland entscheidend beeinflusst haben.  Der vorliegende Beitrag untersucht verbreitete Mythen über die Ereignisse und stellt ihnen die Fakten entgegen.

Dieser Artikel ist die ausführliche Version des Artikels im Skeptiker 1/2021 S. 4 – 10 mit mehr Details zu dem Atomunfall selbst, neueren Meldungen über die Folgen der Evakuierung und einer Einordnung der Berichterstattung in den Medien nach Redaktionsschluss.

Auswirkungen des Tohoku-Erdbebens und des Tsunami

Bei allen bisherigen Jahrestagen fand in Deutschland die größte Katastrophe kaum Erwähnung. Das Erdbeben war das größte sei Beginn der historischen Aufzeichnungen und das viertgrößte in den letzten 500 Jahren. Mit dem nachfolgenden Tsunami kostete es zwischen 15 000 und 20 000 Menschenleben.

Die Folgen gingen jedoch weit über die Todesfälle hinaus. Eine halbe Million Menschen flüchteten[1] [2], 300 000 verloren alles[3]. 229 000 lebten noch im Jahr 2015 als Katastrophenflüchtlinge[4], 2017 soll es noch über 130 000 Evakuierte gegeben haben[5] und 2018 noch fast 60 000, davon über 5600 in Notunterkünften[6]. 2019 waren es noch immer 48 000[7]. Hinzu kommen die Folgen für die psychische Gesundheit:  posttraumatische Belastungsstörungen[8] [9], erhöhte Suizidrate[10] [11] sowie Stigmatisierungen der Fukushima-Evakuierten[12] [13].

Auch zehn Jahre später sind die Folgen dieser diese Katastrophe noch nicht vorüber.  Doch am Jahrestag wird es in Deutschland vermutlich kaum Berichte über die Lage der Erdbeben- und Tsunami-Opfer geben, sondern „der Atomunfall von Fukushima“ wird die Schlagzeilen prägen. Das ist ein Spezifikum der deutschen Öffentlichkeit.

In Japan wird der Atomunfall lediglich als ein – wenn auch besonders beklagenswerter – Aspekt des Tohoku-Erdbebens erinnert. In Deutschland nahm man „Fukushima“ zum Anlass für einen Anti-Atom-Mobilisierungsschub. Neben Three Mile Island 1979 und Tschernobyl 1986 wurde Fukushima zur dritten Weltkatastrophen-Chiffre des atomkritischen Diskurses in Deutschland.

Auslegungsüberschreitender Unfall

Am frühen Nachmittag des 11. März traf der Tsunami auch das in bei Ōkuma in der Präfektur Fukushima gelegene Kernkraftwerk Fukushima Daiichi („Fukushima 1“). Dort betrieb der Energieversorger Tokyo Electric Power Company (TEPCO) sechs Siedewasserreaktor-Blöcke, die zwischen 1971 und 1979 ans Netz gegangen waren.

Drei Reaktoren waren zur Zeit des Erdbebens wegen Revision abgeschaltet, drei in Betrieb. Sie wurden infolge des Erdbebens durch Einschießen der Steuerstäbe in den Reaktorkern automatisch schnellabgeschaltet. Ihre Nachkühlsysteme liefen bestimmungsgemäß an. Weil das Erdbeben die Anbindung des Kraftwerks ans japanische Landes- und Reservenetz zerstört hatte, mussten dieselbetriebene Notstromaggregate die Stromversorgung der Blöcke übernehmen.

Doch rund 50 Minuten nach dem Erdbeben zerstörte die zweite und größte an der japanischen Nordostküste auftreffende Tsunamiwelle, die am Kraftwerksgelände eine Höhe von 14 Metern erreichte, auch Einrichtungen der regulären Nachkühlkette, die Notstromversorgung und einen großen Teil der Schaltanlagen. Diese waren im Kellergeschoss der Maschinenhäuser untergebracht und wurden überflutet. Der sogenannte Station blackout führte zum vollständigen Ausfall der Wechselstrom- als auch eines großen Teils der Gleichstromversorgung aus Batterien.  Das bedeutete, dass fast alle für die Aufrechterhaltung der Nachwärmeabfuhr benötigten Funktionen unverfügbar waren. Auch die Ansteuerung von Magnetventilen und druckluftgesteuerten Armaturen für ansonsten passiv funktionierende Kühl- und Druckentlastungssysteme fiel größtenteils aus.  Daneben verloren die Blöcke die Beleuchtung und Instrumentierung. Dies hatte zur Folge, dass die Betriebsmannschaften in völliger Dunkelheit agieren mussten und kaum mehr Informationen über den Anlagenzustand erhielten. Ausgearbeitete Notfallpläne oder Notfallübungen für einen solchen Fall gab es nicht, man musste improvisieren.

Auf diese Situation – ein Cluster von gleich drei auslegungsüberschreitenden Unfällen, der im Blindflug bewältigt werden musste – waren Operateure, Kraftwerksleitung und Notfallstab nicht vorbereitet.  Der anlageninterne Notfall traf zudem mit katastrophalen Außenbedingungen zusammen:  Kommunikations- und Transportwege waren zerstört, die Heranführung von Treibstoffreserven, Räumgerät, Notstrom- und Pumpenaggregaten, aber auch Lebensmitteln für das Personal verzögerte sich[14] [15].

Hinzu kamen extreme psychologische und physische Belastungen. Viele Atomarbeiter standen unter Schock, waren ungewiss über das Schicksal ihrer Familien. Sie mussten in Vollschutzanzügen und Maske bei großer Hitze und hoher Strahlendosis in den Tiefen der stockfinsteren Anlagenräume arbeiten. Am Einsatzort trafen sie auf unklare Zustände, radioaktives Wasser, heißen Dampf und Explosionsgefahren. Das Brodeln überhitzten Mediums in den Rohrleitungen und ständige Nachbeben sorgten für eine angsterregende Geräuschkulisse[16].

Der Unfallverlauf

Der Station blackout resultierte im sofortigen oder sukzessiven Verlust der Reaktornachkühlung und der Brennelementbeckenkühlung in vier von sechs Anlagen. Die Notstromversorgung von Block 5 und 6 konnte aufrechterhalten werden. Block 4 war in Revision, d.h. sein Brennstoffinventar befand sich im Abklingbecken. Daher stand im Block 4 die Kühlung des Beckens im Mittelpunkt der Befürchtungen und provisorischen Kühlbemühungen, die auch gelangen.

In den Blöcken 1, 2 und 3 jedoch kam es in den auf den Tsunami folgenden Stunden und Tagen zur Kernschmelze. Weil die Nachwärmeabfuhr ausfiel oder stockte, kam es in den Reaktordruckbehältern zum Druckanstieg. Sicherheits- und Entlastungsventile öffneten bestimmungsgemäß und bliesen Dampf in die Nasskondensationssysteme ab. Das aber führte auch zum Absinken des Kühlmittelfüllstands im Reaktor. Wird in einem solchen Fall kein Kühlmittel nachgespeist, kommt es zur Ausdampfung des Kühlmittelinventars und zur Freilegung des Reaktorkerns, schließlich zum Schmelzen der Brennelemente. Eine weitere Folge ist das stete Ansteigen des Drucks im Kondensationssystem und im Primärcontainment über deren Auslegungsdruck hinaus. Dies führt zu Undichtigkeiten, wenn das Containment nicht entlastet werden kann.

Dieser prinzipielle Verlauf war in allen Blöcken ähnlich, obwohl sich die Lage von Block zu Block unterschied. Weil die Ereignisse parallel abliefen, machte auch dies eine angemessene Reaktion auf die Ereignisse sehr schwierig. Am schlimmsten traf es Block 1, dessen passive Notkühleinrichtungen nicht verfügbar waren, weil zu ihrer Aktivierung notwendige Armaturen infolge fehlenden Stroms nicht angesteuert werden konnten. In den Blöcken 2 und 3 waren zunächst die mit Dampf aus dem Reaktorsystem versorgten Turbopumpen teilweise verfügbar, fielen aber im weiteren Verlauf aus.

Auch die provisorische Notkühlung über Schlauchverbindungen mit Frischwasser aus dem Feuerlöschsystem oder mit Meerwasser scheiterte in den ersten vier Tagen immer wieder an verschiedenen Ursachen.  Der Förderdruck der einzig verfügbaren Feuerlöschpumpen liegt mit 6 bar weit unter dem im Reaktorsystem im heißen Zustand herrschenden Druck. Normalerweise gibt es für diesen Fall – Notkühlung bei noch hohem Druck im Reaktor – Hochdruck-Einspeisepumpen, die aber wegen des Stromausfalls ausgefallen waren. Es musste also erst eine Druckentlastung der Reaktoren vorgenommen werden, um sie kühlen zu können.

Die Sicherheits- und Entlastungsventile der Reaktordruckbehälter, die man für eine solche Aktion benötigt, öffnen zwar bei zu hohem Druck auch ohne Stromversorgung, schließen aber immer wieder, sobald der Druck unter ihren Ansprechdruck von rund 70 bar sinkt.  Eine gezielte Entlastung auf niedrigere Drücke ist nur möglich, wenn man diese Entlastungsventile ihrerseits mit elektrisch angeregten Magnetventilen ansteuert und mit Druckluft offenhält. Doch dafür fehlten in Fukushima Batterien und mobile Kompressoren. Ein ähnliches Problem hatte man bei der Druckentlastung des Primärcontainments, die wiederum eine Voraussetzung für dessen Dichtigkeit und damit für die Aktivitätsrückhaltung war.  Die Techniker versuchten es mit tragbaren Kompressoren und Kleingeneratoren sowie Autobatterien aus ihren eigenen Wagen – oder sie mussten Motorarmaturen vor Ort von Hand öffnen, was mit hoher Strahlenbelastung verbunden war[17]. Dieses „Venting“ (Druckentlastung) verzögerte sich daher; als es dann erfolgte, setzte es große Mengen an radioaktiven Stoffen frei, da für den Venting-Pfad keine Filterstrecke vorgesehen ist.

Indessen bildete sich in den Reaktorsystemen infolge Hydrolyse des Kühlmittels an den überhitzten Zirkonium-Hüllrohren der Brennelemente Wasserstoffgas, das durch Undichtigkeiten in den Kondensationskammern und den Primärcontainments entwich und sich in den Obergeschossen der Reaktorgebäude sammelte. Dort bildete es mit Luftsauerstoff ein explosives Gemisch. Dies führte am Nachmittag des 12. März und am Vormittag des 14. März in den Blöcken 1 und 3 zu Wasserstoffexplosionen. Die Explosionen legten einen Teil der Reaktoranlagen zur Atmosphäre hin frei und unterbrachen die bereits angelaufenen Bemühungen zur provisorischen Kühlung durch Feuerlöschpumpen.  Am frühen Morgen des 15. März kam es zudem zu einer Wasserstoffexplosion im von Kernschmelze nicht betroffenen Block 4, weil Wasserstoffgas über das gemeinsame Lüftungssystem der Blöcke auch dorthin gelangt war. Erst am Abend des 15. März, über vier Tage nach Unfallbeginn, konnte die die Kühlung der Reaktoren stabilisiert werden. Eine Woche nach Unfallbeginn konnte man die externe Wechselspannungsversorgung wieder herstellen. Doch den Zustand „cold shutdown“, mit drucklosen und kalten Reaktorsystemen, erreichten die Anlagen erst neun Monate nach dem Unfall[18] [19]

Einordnung: Langzeitfolgen und tiefere Ursachen

Viele Deutsche hängen bis heute der irrtümlichen Vorstellung an, die in Wirklichkeit dem Erdbeben und dem Tsunami zum Opfer gefallenen Menschen seien, Opfer des Reaktorunfalls. Ursache ist die von vielen deutschen Politikern, Kommunen, NGOs, Kirchen und auch Medien etablierte antinukleare Gedenkkultur, welche den Jahrestag der Erdbebenkatastrophe zum Fukushima-Gedenktag umfunktionierte[20] [21] [22] [23] [24] [25]. Betrachten wir im Folgenden, was wirklich geschah.

Nach heutigem Kenntnisstand ist die geschmolzene Brennstoffmasse in den Blöcken 1 bis 3 des KKW Fukushima Daiichi ganz oder teilweise aus den beschädigten Reaktordruckbehältern auf den Boden des Primärcontainments getropft. Dort fraß sie sich in die Betonstrukturen und erstarrte.  Das Reaktorinventar wurde also zum größten Teil im Inneren der Containments gehalten. Doch sowohl infolge der geplanten, aber ungefilterten Druckentlastungen der Reaktordruckbehälter und ihrer Containments als auch durch Undichtigkeiten gelangten vor allem flüchtige Spaltprodukte wie Jod-131, Cäsium-137 und Cäsium-134 ins Freie. Im Umkreis von 20 Kilometern rund um das Kraftwerk wurden daher rund 150.000 Menschen evakuiert.

Die Gesamtmenge der Freisetzung von Jod-131, Cäsium-137 und Cäsium-134 wird auf 3,7 ∙1017 Becquerel (Bq) Jod-Äquivalent geschätzt, etwa ein Zehntel der Freisetzung beim Tschernobyl-Unfall. Trotzdem wurde Fukushima auf der International Nuclear and Radiological Event Scale (INES) wie Tschernobyl auf Stufe 7 (Freisetzung >5 ∙ 1016 Bq) eingeordnet. Anders als in Tschernobyl kam niemand im Kraftwerk durch Strahlenexposition ums Leben. Insgesamt 388 Personen erhielten bis Oktober 2011 eine Strahlendosis über den jährlich erlaubten 20 Millisievert (mSv) für beruflich strahlenexponierte Personen, 14 Personen mehr als 100 mSv. Bis heute gibt es eine gerichtlich als Arbeitserkrankung anerkannte Krebserkrankung mit Todesfolge, die aber vermutlich nicht auf den Unfall selbst zurückgeht. [26] Das United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation (UNSCEAR) schätzte die erwartbare Anzahl vorzeitiger Todesfälle durch Krebserkrankungen unter den Atomarbeitern als so klein ein, dass sie statistisch nicht ins Gewicht falle; unter der zeitig evakuierten Zivilbevölkerung seien keine Opfer zu erwarten. [27] Zwei Atomarbeiter ertranken infolge des Tsunami, 16 Verletzte waren infolge der Wasserstoffexplosionen zu beklagen.

Die unmittelbaren unfallauslösenden Ereignisse, Überflutung und Station Blackout, hatten ihrerseits tiefere Ursachen, die vor allem in Management und Beaufsichtigung der Atomanlagen in Japan begründet sind. An erster Stelle ist sicherlich die mangelhafte Ertüchtigung der Anlage Fukushima Daiichi für die an diesem Küstenabschnitt möglichen Tsunami-Höhen zu nennen. Der Sicherheitsbericht der Anlage beruhte auf veralteten Methodiken der Erdbeben-Risikoabschätzung und berücksichtigte, anders als in den deutschen Anlagen, nicht das 10.000-jährige Hochwasser, sondern nur die Tsunami-Ereignisse eines Zeitraums von rund 100 Jahren Rückschau, obwohl historische Evidenz für weit schwerere Ereignisse vorlag. Entsprechend war die Flutschutzmauer der Anlage zu niedrig ausgelegt. Es gab überdies gravierende Mängel in den Notfallplänen, welche zu Kompetenzwirrwarr, Überlastung einzelner Entscheider wie des Kraftwerksleiters und daher auch zur Verzögerung von Notmaßnahmen führten.

Die meisten Notstromdiesel und fast alle Schaltanlagen in den Blöcken 1 bis 4 waren hoch verwundbar, weil sie sich in nicht flutsicheren Räumen in den Kellergeschossen der Maschinenhäuser befanden. Das glücklichere Schicksal der moderneren, besser abgesicherten Nachbarblöcke 5 und 6 illustriert dieses Versäumnis. Zudem fehlten auf der Anlage Wasserstoff-Rekombinatoren, welche die Anreicherung von Wasserstoff in der Raumluft hätten verzögern können, und Vorrichtungen zur gefilterten Druckentlastung, was die radioaktive Freisetzung hätte verringern oder verhindern können. Die mangelnde Bereitschaft der TEPCO zur Nachrüstung beruhte aber nicht nur auf ökonomischen Motiven, sondern auch auf den Besonderheiten der japanischen Atomgesetzgebung und des Aufsichtswesens, welche Nachrüstungen auf den Stand von Wissenschaft und Technik nicht zwingend vorsahen. Schließlich gab es keine ausgearbeiteten Notfallpläne und anlageninternen Prozeduren für auslegungsüberschreitende Unfälle[28]. Die OECD und andere Quellen sprechen daher auch von einem institutionellen Versagen, das sich wiederum auf die anlagentechnische Robustheit des KKW Fukushima Daiichi auswirkte.[29]

Wir fassen also zusammen: Der Tsunami traf eine unvorbereitete und unzulänglich gegen Überflutung gesicherte Anlage. Doch der Atomunfall selbst hat keine direkten Todesopfer gefordert. Die vielen Opfer sind vielmehr Folgen des Erdbebens samt Tsunami sowie der Evakuierungsmaßnahmen, die nach dem Atomunfall getroffen wurden.

Indirekte Folgen des Fukushima-Unfalls

Aufgrund der Evakuierungen kam es zu 1000 bis 1600 Todesfällen. Auf der offiziellen Internetseite der Präfektur Fukushima wird von 2238 Katastrophen-bezogenen Todesfällen (Stand Juni 2018) gesprochen[30], wobei nicht alle wegen der Strahlung evakuiert wurden. Die Zeitung Tokyo Shimbun[31] spricht im Juli 2016 von 1368 Todesfällen durch Evakuierungen. Viele ältere Menschen starben durch die Evakuierung, andere begingen Suizid aufgrund der unerträglichen neuen Lebenssituation.

Waren die Evakuierungen notwendig, um die Bevölkerung vor einer hohen Strahlenbelastung zu schützen? Wissenschaftlichen Studien zeigen ein nüchternes Bild. Das Editorial einer ganzen Studienreihe[32] kommt zur Einschätzung, dass die gesundheitlichen Folgen der Strahlung möglicherweise stark überschätzt wurden.

Dabei gehen diese Studien vom umstrittenen LNT-Modell (linear no-threshold model) aus, einem mathematischen Risikomodell, das seit den 1920er Jahren verwendet wird, um die Auswirkungen von Strahlungen vorherzusagen. Es stellt eine lineare Beziehung zwischen Strahlendosis und der Entstehung von Krebs im Gewebe her. In diesem Modell gibt es keinen Schwellenwert, demnach geht es davon aus, dass selbst die kleineste Strahlungsdosis Krebs erzeugen könne. Zu diesem Modell soll hier nur verkürzt erwähnt werden, dass es praktisch als Vorsichtsmaßnahme bei einer unsicheren Datenlage verwendet wird. Es soll gegen denkbare, wenn auch nicht belegte Schäden durch Strahlung auch bei niedriger Dosis vorbeugen.

Das LNT-Modell wird unter anderem im Beitrag von Jeanne Goldberg zur Strahlungsangst im Skeptiker[33] kritisiert. Das Modell nicht nur zur Vorbeugung, sondern auch zur Prognose möglicher Todesfälle auf hunderte Millionen Menschen mit kleinster erhöhter Strahlungsbelastung umzufunktionieren, ist jedoch wissenschaftlich nicht haltbar.

Das Editorial der oben genannten Studienreihe fasst sie eine der Publikationen[34] der Studienreihe zusammen:

Zwischen 1986 und 1990 wurden zwischen 5- und 10-mal mehr Menschen aus dem Gebiet von Tschernobyl umgesiedelt als nötig, und die Autoren finden es schwer zu rechtfertigen, dass überhaupt aus Gründen des Strahlenschutzes Evakuierungen aus Fukushima Daiichi stattgefunden haben.[35]

Die Fehleinschätzung der Folgen des Atomunfalls hat, sowohl in Bezug auf die Evakuierungen als auch durch die Entscheidung für den Ausstieg aus der Kernenergie, belegbar geschadet. Es ist allerdings wichtig, festzuhalten, dass die japanischen Behörden im März 2011 nicht anders entscheiden konnten: es ist ja gerade das Merkmal einer akuten Krise, dass Entscheidungen unter Ungewissheit, Informationsmangel und Handlungsdruck gefällt werden müssen.[36] Die Behörden waren an gesetzliche Vorgaben und strenge Grenzwerte für Evakuierungen gebunden; sie mussten wegen des im Kraftwerk vorbereiteten Ventings der Containments rasch handeln. Zum Zeitpunkt der Evakuierung war nicht klar, ob die Ereignisse im Kraftwerk noch weiter eskalieren könnten, die Freisetzung größer, die Witterungsbedingungen ungünstiger würden.

Doch die spätere Entscheidung zur Wiederfreigabe von großen Teilen der betroffenen Gebiete, die auf sorgfältiger Bewertung ohne Zeitdruck beruhte, war richtig. OECD und NEA, die OECD-Kernenergie-Fachorganisation, resümieren zum 10. Jahrestag, dass in den Notfallplanungen der Zukunft eine ganzheitliche, abwägende Herangehensweise an Evakuierungen gewählt werden sollte, was allerdings eine Neuaufstellung der Notfallplanung rund um Kernkraftwerke voraussetzen würde[37]:

Allgemein legt die Erfahrung des Fukushima-Daiichi-Unfalls die Notwendigkeit nahe, die direkten Ursachen und Risikofaktoren für evakuierungsbedingte Todesfälle besser zu klären und zu verstehen. Sie hat auch gezeigt, dass Empfehlungen von kenntnisreichen Experten sorgfältig in Entscheidungen nach dem Unfall integriert werden müssen, sowohl im Hinblick auf gesundheitliche Gefahren durch die Strahlenexposition (die Einzelnen und Gemeinden die Frage zu beantworten helfen, ob sie sich sicher fühlen können) als auch auf die potenziell schädlichen Folgen von Schutzmaßnahmen.[38]

Inzwischen verlassene Notunterkunft für evakuierte Familien, Foto: Amardeo Sarma

Tod, Krebs und Kontaminierung durch Fukushima

Nach dem Unfall sorgte eine Veröffentlichung von Mark Jacobson für Aufsehen. Er behauptete[39], dass es durch „Fukushima“ etwa 130 (15 bis1100) krebsbedingte Todesfälle und 180 (24 bis1800) krebsbedingte Erkrankungen geben würde. Auch diese Aussage beruht auf dem umstrittenen LNT-Modell. Selbst kleinste Erhöhungen der Strahlungsdosis in weit entfernten Regionen der Welt, wie an der US-amerikanischen Westküste, flossen in die Berechnungen ein.

Doch selbst diese Zahlen verblassen gegenüber den Todesfällen durch so gut wie alle anderen Verwendungen von Technologie durch den Menschen. Mark Lynas, Autor des Buches „6 Grad mehr“ schreibt[40]:

In dieser mangelhaften Publikation gelingt es ihm lediglich, einige der Absurditäten derzeitiger radiologischer Schutzmodelle darzulegen. Eines wissen wir mit Sicherheit – selbst wenn man diese Absurditäten außer Acht lässt – dass die Evakuierung mehr Menschen getötet hat als der Unfall.[41]

Die WHO[42] schreibt dazu:

Außerhalb der von der Strahlung betroffenen geographischen Gebiete, selbst in Gegenden innerhalb der Fukushima-Präfektur, bleiben die Risiken gering, und wir erwarten keine beobachtbare Erhöhung der Krebsinzidenz oberhalb der der natürlichen Grundlinie.[43]

Krebsrate bei Kindern

Schilddrüsenkrebs ist die einzige Krebsform, die in nachweisbarem Zusammenhang mit Reaktorunfällen steht. Das hat mit der Aufnahme des bei der Kernspaltung gebildeten und bei einer Kernschmelze freigesetzten flüchtigen Radiojods durch die menschliche Schilddrüse zu tun. Insbesondere in Jod-Mangelgebieten ist dies ein Problem. Die Halbwertszeit von Jod-131 ist mit acht Tagen gering, die Dosisrate aber deswegen hoch. Zur Vermeidung einer Radiojod-Aufnahme müssen die Betroffenen daher frühzeitig Kaliumjodidtabletten einnehmen und belastete Milchprodukte meiden. Viel hängt also in den ersten Unfalltagen von einer funktionierenden medizinischen Versorgung, gesundheitlichen Aufklärung und auch Nahrungsmittelsubstitution ab. Nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl, wo diese drei Voraussetzungen kaum erfüllt waren, gab es eine vierstellige Anzahl von Kindern, die durch die erhöhte Strahlung an Schilddrüsenkrebs erkrankten.

Auch in Fukushima wurde über eine erhöhte Inzidenz von Schilddrüsenkrebs bei Kindern nach dem Reaktorunfall berichtet. Eine Evaluierung[44] diverser Berichte von internationalen Organisationen bezogen auf die wesentlich geringere Strahlungsbelastung in Fukushima kommt zu dem Schluss, dass es schwierig sei, Schilddrüsenkrebs mit der Strahlenexposition in Verbindung zu bringen. Kinder seien überbehandelt worden. Die verzerrte Risikowahrnehmung werde laut dieser Publikation zu einem sozialen Problem, erzeuge Angst und führe zu psychischen und mentalen Folgen für Betroffene.

Fukushima-Wasser

Berichte über „verstrahltes“ (gemeint ist: mit radioaktivem Tritium belastetes) Wasser in den Tanks der Ruine des Fukushima-Daiichi-Kraftwerks gibt es immer wieder. Das Wasser wird in vielen Behältern aufbewahrt, deren Kapazitäten allmählich zur Neige gehen. Experten empfahlen eine Ableitung ins Meer. Die Bedenken der Anwohner und Fischer sind begründet. Wenn ihre Fische als „verstrahlt“ gelten, ist das Einkommen der Fischer bedroht.

Bei diesem „verstrahlten Wasser“ handelt es sich um das radioaktive, an sich ungiftige Wasserstoff-Isotop Tritium. Die folgende Grafik setzt die Tritium-Konzentration mit biologischen Effekten und Grenzwerten in Beziehung:

Datenquelle: https://nuclearsafety.gc.ca/eng/resources/health/tritium/tritium-in-drinking-water.cfm, Grafik: Amardeo Sarma

Der Spiegel[45] schrieb, man wolle 770 000 Tonnen „strahlende Flüssigkeit“ ins Meer leiten. Das Wasser weise 60 000 Becquerel Tritium[46] pro Liter auf, wobei die WHO-Richtlinie von 10 000 Becquerel für Trinkwasser (!) ausgehe.

Wie aus der Grafik oben ersichtlich, dürfte man in Australien Wasser mit der Fukushima-Konzentration von Tritium im abzuleitenden Wasser als Trinkwasser anbieten[47]. Im Meer würde das Wasser innerhalb kürzester Zeit milliardenfach verdünnt und stellt somit weder für Fische noch für das Ökosystem eine Gefahr dar.

Eine kanadische Publikation[48] kritisiert zudem die Diskussion um die immer wieder geforderte Herabsetzung der Grenzwerte für Tritium, da die derzeitigen Grenzwerte mehr als ausreichend seien. Herabsetzungen erweckten den falschen Eindruck, dass die derzeitigen Grenzwerte keine Sicherheit böten. Wenn sie dann wie nach dem Reaktorunfall durch die Behörden auf sinnvollere Werte erhöht werden, weckt dies bei einigen Beobachtern verständlicherweise Misstrauen.

Neuere Berichte

Am 4. März berichtete Science, das Journal des American Association for the Advancement of Science über überraschende gesundheitliche Gefahren nach dem Fukushima-Unfall.[49] Masaharu Tsubokura, der die Gegend seit 2011 begleitet, fand heraus, dass es nach dem Unfall tatsächlich zu mehr gesundheitlichen Schäden und Todesfällen kam.

Der Grund war allerdings nicht die Strahlung. Krankenhäuser in Minamisōma beispielsweise mussten mit der Hälfte ihres sonstigen Personals arbeiten. Das gesamte Gesundheitssystem wurde mit verheerenden Folgen geschwächt. Die meisten Patienten starben an Lungenentzündung. Auch Frauen mit Verdacht auf Brustkrebs mussten länger warten, bis sie Ärzte aufsuchen konnten, weswegen der Krebs erst in fortgeschrittenerem Stadium behandelt werden konnte und die Behandlung komplizierter wurde.

Tsubokura plädiert für ein vorsichtigeres Vorgehen bei der Evakuierung. Man solle zumindest warten, bis temporäre Behausungen fertiggestellt seien. Mikhail Balonov, ein Spezialist für gesundheitliche Strahlungsgefahren am Research Institute of Radiation Hygiene in St. Petersburg (Russland) pflichtet ihm bei: „Wir sollten Tsubokuras Kenntnisse nutzen, um unsere Evakuierungsparadigmen zu modifizieren“.

Auch der bereits zitierte OECD-Bericht[50] bestätigt in der Einleitung auf S. 15: „Während Analysen nach dem Unfall verifizieren konnten, dass die Strahlung nach dem Unfall keine Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hatte, führte die Evakuierung von mehr als 150.000 Menschen in umgebende Gebiete zu verfrühten Todesfällen, die mit der Evakuierung von Einwohnern aus dem Gebiet, fehlendem Zugang zu Gesundheitsversorgung und Medikamenten, stressbedingten Problemen und anderen Ursachen zu tun hatten.”

Wäre Fukushima auch in Deutschland möglich?

Die deutschen KKW sind für naturkatastrophenbedingte Notfälle weit robuster ausgerüstet, als es Fukushima Daiichi war. Die Handlungsanweisungen für den anlageninternen Notfallschutz waren auch 2011 wesentlich detaillierter ausgearbeitet als in Japan. Deutsche Anlagen besitzen neben ihrer Landes- und Fremdnetzanbindung eine dritte Netzeinspeisung aus einem 30 kV-Erdkabel. Es gibt zwei (statt einem) Notstromsysteme mit jeweils vier Dieselgeneratoren, deren vier in einem verbunkerten, flut- und explosionsfesten Notspeisegebäude untergebracht sind. Die sicherheitsrelevanten Funktionen sind so ausgelegt und untergebracht, dass sie dem 10 000-jährigen maximalen Hochwasser standhalten können.[51]

Die meisten in Deutschland laufenden Kernkraftwerke sind mit KWU-Druckwasserreaktoren ausgerüstet. Hier kann eine primär- und sekundärseitige Druckentlastung und Bespeisung von Dampferzeugern (und damit Nachwärmeabfuhr) sowie Flutung des Reaktorkerns mit ausschließlich passiven Mitteln durchgeführt werden, wenn bestimmte Prozeduren eingehalten (und geübt) werden. Eine Kernabdeckung könnte so selbst unter der extrem unwahrscheinlichen Bedingung des Verlustes beider Notstromnetze weit länger herausgezögert werden als es in Fukushima der Fall war.[52] [53] Wasserstoff-Rekombinatoren und gefilterte Druckentlastung des Containments gehörten schon lange vor Fukushima zur Ausstattung deutscher KKW. All diese Gesichtspunkte lassen die Schlussfolgerung zu, dass es nicht zu einem Unfall dieser Größenordnung gekommen wäre, wenn eine Anlage deutschen Standards in Fukushima gestanden hätte. [54]

Auswirkungen des deutschen Atomausstieges

Die antinukleare Mobilisierung der deutschen Öffentlichkeit sorgte im März 2011 auch für eine abrupte Kehrtwende in der Energiepolitik der damaligen CDU-CSU-FDP-Regierungskoalition. Diese rückte von einer kurz vorher beschlossenen Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke ab, die von der Anti-AKW-Bewegung als schwere Niederlage wahrgenommen worden war; damals war der Verweis auf die Kernenergie als klimafreundliche „Brückentechnologie“ bis zur vollständigen Übernahme der Stromversorgung durch Erneuerbare-Energien-Systeme das Lieblingsargument von Kanzlerin Angela Merkel, einer Physikerin.

Merkel zeigte sich durch den japanischen Atomunfall aufrichtig schockiert, denn nun hatte es, anders als im sowjetischen Tschernobyl, eine westlich-kapitalistische High-Tech-Gesellschaft getroffen. Sie und ihr Kabinett schlossen fälschlich auf eine Übertragbarkeit auf die deutschen Anlagen und schwenkten binnen Tagen Richtung Atomausstieg um. Acht älteren deutschen KKW-Blöcken wurde mit einer atomrechtlich fragwürdigen Gefahr-im-Verzug-Argumentation unverzüglich die Betriebsgenehmigung entzogen, die verbliebenen moderneren Anlagen erhielten eine Frist von rund einem Jahrzehnt. Im Juni 2011 wurde der Atomausstieg von einer breiten parteienübergreifenden Mehrheit im Bundestag beschlossen. Eine „Ethikkommission“ aus vom Kanzleramt berufenen Wissenschaftlern, Industriellen, NGO-, Gewerkschafts- und Kirchenvertretern, darunter jedoch keine Experten für Kerntechnik, sorgte für eine nachholende Legitimierung dieser Entscheidung. All diese Entscheidungen fielen zu großen Teilen lange bevor valide Informationen über die Unfallursachen von Fukushima vorlagen. Ob und ggf. inwieweit die Situation auf deutsche Kernkraftwerke übertragbar war, wurde vor der Ausstiegsentscheidung nie evidenzbasiert untersucht.[55] [56] Merkels Behauptung, das „Restrisiko“ der deutschen Anlagen sei unter der Perspektive von Fukushima neu zu bewerten[57], ging an der Sache vorbei, denn wie oben gezeigt wurde, war es keinesfalls ein Restrisiko, das die Reaktoren von Fukushima in den Unfall trieb, sondern ein umfassendes Systemversagen der japanischen Atomwirtschaft und die daraus resultierende fahrlässige Vernachlässigung eines relativ hohen Flutrisikos. Ein vergleichbarer Fall lag aber in Deutschland weder auf System- noch auf Anlagenebene vor.

Vermeidbare zusätzliche Todesfälle und Emissionen durch Ausstieg aus Kernenergie anstelle fossiler Energieqellen in vier Weltregionen
mit hohem Energieverbrauch bis 2035 (Kharecha, Sato 2019).

Welche Folgen hatte der deutsche Ausstieg aus der Kernenergie? Eine Publikation von Kharecha und Sato zeigt diese auf[58] [59]. Mit hypothetischen Szenarien zeigten sie, dass Japan und Deutschland bis 2017 etwa 28 000 vorzeitige Todesfälle hätten verhindern können. Bis 2035 wären es 20 600 in Deutschland (siehe Grafik oben). Die Werte für die USA und „Rest of Europe“ zeigen die Folgen, wenn diese Regionen Deutschlands Ausstiegskurs folgen würden. Diese Folgen waren in Deutschland vermeidbar.

Das folgende Bild ordnet die Todesfälle den jeweiligen Ursachen zu, dabei auch die Folgen des deutschen Ausstiegs aus der Kernenergie in zwei verschiedenen Zeiträumen.

Grafik: Amardeo Sarma

Die Abschaltung deutscher Kernkraftwerke seit 2011 bedeutet also für jedes 1,5 GW verlorener Kernkraftleistung neben den Folgen für das Klima ca. 300 Todesfälle pro Jahr durch Feinstaub und schädliche Gase aus Gas- und Kohlekraftwerken, da Kernkraftwerke nicht komplett durch „erneuerbare“ Energien ersetzt werden können. Diese Todesfälle betreffen neben uns auch unsere Nachbarländer, die somit auch die Folgen des Atomausstiegs tragen müssen.

Im Vorfeld des 10. Jahrestages: Überwiegend Tendenz-Berichterstattung

Offenbar geht es deutschsprachigen Medien im Vorfeld des Jahrestages vor allem darum, den deutschen Atomausstieg im Jahre 2011 zu verteidigen und als folgerichtig zu bezeichnen. „Fukushima“ ist zentrales Argument in diesem Rechtfertigungsnarrativ. Auch wenn die meisten Journalisten anlässlich der weltweit offenen Diskussion um die Rolle der Kernenergie beim Klimaschutz inzwischen ausgewogener berichten, als sie es 2011 taten, bleibt die Tendenz doch eindeutig antinuklear. In den Medien in Deutschland, Österreich und Luxemburg stehen auch heute wieder Mythen statt Fakten im Vordergrund.

Typisch für eine solche Berichterstattung ist die Kombination tendenziöser und suggestiver Sprache, das Weglassen von Fakten und das selektive bzw. dominante Zitieren von atomkritischen Experten. Die Fukushima-Ausgabe DIE ZEIT[60] vom 4. März 2021 liefert ein Beispiel dafür.

Bilder und Texte vom „explodierenden Kraftwerk“ setzen den Grundton. Mit der Aussage, dass ein Reaktortyp betroffen war, wie er auch in Europa und den USA im Einsatz sei, wird suggeriert, dass ein Großunfall jederzeit auch bei uns passieren könne; verschwiegen wird jedoch, dass weniger der Reaktortyp ursächlich für den Unfall war, sondern die fehlende Schutzausrüstung der japanischen Anlage.

Auch die Sprache der Angst kommt in der ZEIT nicht zu kurz. Da ist die „Angst vor Leukämie und dem Super-GAU“. Die Angabe „Krebserkrankungen treten oft nach Jahrzehnten auf“ ist zwar formal richtig, aber bis heute ist der Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und Strahlung in der Höhe der Expositionen in Fukushima reine Spekulation. Die Autoren erwähnen auch nicht, dass die von ihnen als zu niedrig bezeichnete WHO-Schätzung von 4000 vorzeitigen Todesfällen nach dem Tschernobyl-Unfall inzwischen fallengelassen wurde, weil auch sie nicht mehr stichhaltig ist.

Dass die Richtung von vornherein klar ist und es nicht um Fakten oder Wissenschaft geht, zeigt die Aussage „Angesichts des Klimawandels erscheint die Kernkraft als ein nicht ungefährlicherer, aber sauberer Ersatz für Kohle“. Dieses Statement schert sich nicht um Daten und Fakten über tatsächliche Opfer und Schäden durch Kernenergie und Kohle. Ausführlich berücksichtigt werden hingegen Zitierkartelle von anti-nuklear orientierten Fachleuten wie Mark Jacobson und Claudia Kemfert, die sich streckenweise derselben Wortwahl bedienen wie die Anti-Atom-Bewegung.

Die unkritische Haltung der ZEIT gegenüber antinuklearen Stimmen geht so weit, dass man als Auskunftgeber zu den belgischen Kernkraftwerken Tihange und Doel ausgerechnet den obskuren Aachener Aktivisten Walter Schumacher zitiert, der nicht nur Atom-Verschwörungsmythen publiziert[61], sondern auch die NATO der Vorbereitung eines Angriffskriegs gegen Russland zeiht und zusammen mit der lokalen Querdenker-Szene gegen den Corona-Lockdown demonstriert.[62]

Eine wirkliche Abwägung der Gefahren der Kernenergie im Vergleich zu anderen Energiequellen fehlt in der ZEIT. Die Daten sprechen hier eine eindeutige Sprache: demnach ist Kernenergie nicht nur in Sachen Emissionen, sondern auch bezüglich der Todesfälle pro erzeugte Einheit elektrischer Energie der Solar- und Windenergie vergleichbar, und zwar unter Einrechnung des Unfalls von Tschernobyl; anders als diese beiden volatilen Erneuerbaren bring sie aber auch zwei Vorteile mit, nämlich ihre Berechenbarkeit und ihren geringen „material footprint“, was unter ökologischen Erwägungen von großer Bedeutung ist.

Auch die ARD[63] bläst ins Horn der Atomangstpolitik und steht damit stellvertretend für eine ganze Reihe von Sendungen im Fukushima-Jahrestags-Umfeld, die vor allem eins gemeinsam haben: die rhetorische Frage im Titel, ob wir es nochmal mit der Atomkraft versuchen sollten, und die erwartbare Antwort „Nein“ am Ende der Sendung. O-Ton ARD: „Die Katastrophe von Fukushima besiegelte zwar das Ende der deutschen AKWs, doch bei unseren Nachbarn laufen die Reaktoren weiter. Sie bleiben ein Risiko auch für uns … Viele dieser Reaktoren liegen gefährlich nahe an Deutschland. Bei einem schweren Störfall wären auch wir direkt betroffen.“ Das kann man auch als Aufruf deuten, die Deutschen sollten sich, nachdem sie ihre eigenen Anlagen erfolgreich zur Strecke gebracht haben, auch bei den uneinsichtigen Nachbarn einmischen.

Auch hier fungiert wieder Claudia Kemfert als Hauptgewährsfrau. Sie weist zu Recht darauf hin, dass beim Bau von Kernkraftwerken und beim Uranabbau CO2-Emissionen entstehen – doch sie verschweigt, dass das Gleiche auch für Solar- und Windenergie gilt. Kernenergie und Windkraft liegen laut Weltklimarat IPCC im CO2-Ausstoß gleichauf; die Photovoltaik liegt darüber.[64] In Sachen Reaktorsicherheit kennt die ARD, wie die meisten anderen deutschen Medien auch, nur noch das atomkritische Öko-Institut als Auskunftgeber; neutrale oder gemäßigt pro-nukleare Stimmen spielen in dieser Berichterstattung stets nur die Rolle von exotisierten Außenseitern, auch was ihren Anteil an der Sendezeit angeht.[65] Claudia Kemfert setzt das ARD-Schlusswort mit einem Ausblick auf die wunderbare neue Welt ohne Kernenergie, und der giftgrüne strahlende Atommensch, der die ganze Sendung begleitet, verabschiedet sich mit einem dreckigen Lachen „Ihr wollt immer alles kontrollieren, und das ist mit mir nicht zu machen“. Dem Narrativ vom garstigen grünen Männchen folgen auch politische Beamte wie der Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth, der behauptet, Fukushima habe gezeigt, „dass diese Hochtechnologie letztlich nicht beherrschbar ist“.[66] [67].

Schlussfolgerung

Wir ordnen den Fukushima-Unfall als einen schweren Industrieunfall ein, dessen tatsächliche Folgen jedoch vor dem Hintergrund der gravierenderen Zerstörungen und Opferzahlen der Naturkatastrophe verblassen. „Fukushima“ war nicht die Weltkatastrophe, für die es in Deutschland gehalten wird. Aber Tohoku war eine der schwersten nationalen Katastrophen der jüngeren Geschichte für Japan.

Es ist Aufgabe von Regierung und Behörden, auf mögliche Unfälle und Katastrophen gut vorbereitet zu sein und angemessen zu handeln. Maßnahmen müssen dabei mehr nutzen als schaden. Die Datenlage deutet stark darauf hin, dass Maßnahmen in Deutschland und nachträglich betrachtet auch in Japan nicht angemessen waren.

Die deutsche Regierung wäre verpflichtet gewesen, die japanischen Unfallanalysen abzuwarten und dann eine sorgfältige Übertragbarkeitsanalyse für die deutschen KKW durchzuführen, ganz zu schweigen von einer Abwägung der Ausstiegsfolgen gegenüber den Vorteilen eines Nicht-Ausstiegs. Die Einsetzung einer Ethikkommission an Stelle einer langwierigen wissenschaftlich-technischen Enquete zeigt augenfällig, dass man glaubte, auf das sachfremde Feld der Moralphilosophie ausweichen zu müssen, um eine weitreichende energiesystemtechnische Entscheidung zu legitimieren.

Doch selbst unter Zugrundelegung ethischer Maßstäbe versäumte man es, die Folgen des Atomausstiegs für die deutschen Klimaziele und unsere Gesundheit zu bewerten.

Regierungen und Behörden sind jedoch gut beraten, ihre Entscheidungen wissenschaftsorientiert und faktenbasiert zu treffen und sich nicht nach populären Erzählungen oder gar populistischen Strömungen zu richten.

Referenzen

[1] The Asia Foundation: In Face of Disaster, Japanese Citizens and Government Pull from Lessons Learned. https://asiafoundation.org/2011/03/16/in-face-of-disaster-japanese-citizens-and-government-pull-from-lessons-learned/

[2] Levi McLaughlin, Oxford Handbooks Online: Religious Responses to the 2011 Tsunami in Japan, https://www.oxfordhandbooks.com/view/10.1093/oxfordhb/9780199935420.001.0001/oxfordhb-9780199935420-e-29

[3] CISION: The Untold Story of Japan’s Tsunami Refugees, https://www.prnewswire.com/news-releases/the-untold-story-of-japans-tsunami-refugees-248207501.html

[4] UPI: 4 years after Japan earthquake, refugees struggle for housing. https://www.upi.com/Top_News/World-News/2015/03/11/4-years-after-Japan-earthquake-refugees-struggle-for-housing/9111426090451/

[5] OCHA (UN Services for the Coordination of Human Affairs, Relief Web: 4 years after Japan earthquake, refugees struggle for housing, https://reliefweb.int/report/japan/recovery-postponed-long-term-plight-people-displaced-2011-great-east-japan-earthquake

[6] The Mainichi, Nearly 60,000 evacuees, 5,623 in temporary housing 7.5 years after Tohoku disaster, 11. Sep 2018. https://mainichi.jp/english/articles/20180911/p2a/00m/0na/004000c

[7] Nippon.com, The State of Recovery in Tōhoku Nine Years after 3/11, 11. März 2020. https://www.nippon.com/en/japan-data/h00670/the-state-of-recovery-in-tohoku-nine-years-after-311.html

[8] Science Daily, High rates of PTSD and other mental health problems after great east Japan earthquake, 9. Jan. 2017, https://www.sciencedaily.com/releases/2017/01/170109113806.htm

[9] Harada, N., Shigemura, J., Tanichi, M. et al. Mental health and psychological impacts from the 2011 Great East Japan Earthquake Disaster: a systematic literature review. Disaster and Mil Med 1, 17 (2015). https://doi.org/10.1186/s40696-015-0008-x.

[10] Orui M, Suzuki Y, Maeda M, Yasumura S. Suicide Rates in Evacuation Areas After the Fukushima Daiichi Nuclear Disaster. Crisis. 2018;39(5):353-363. doi:10.1027/0227-5910/a000509

[11] Yoshitake Takebayashi, Hiroshi Hoshino, Yasuto Kunii, Shin-Ichi Niwa, and Masaharu Maeda

Crisis (2020), 41, pp. 475-482. https://doi.org/10.1027/0227-5910/a000679.

[12] Tokyo Review, The Fukushima Disaster Is Far from Over. https://www.tokyoreview.net/2018/04/fukushima-disaster-not-over/

[13] Annals of Global Health, Volume 80, Issue 2, March–April 2014, Pages 108-114, Ongoing Mental Health Concerns in Post-3/11 Japan. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2214999614000435

[14] Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI, Fukushima Daiichi. Menschliche und organisatorische Faktoren. Teil 2: Der Ablauf aus Sicht der beteiligten Menschen vor Ort, Brugg 2018, https://www.ensi.ch/de/dokumente/fukushima-daiichi-menschliche-und-organisatorische-faktoren-teil-2/

[15] Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI, Fukushima Daiichi. Menschliche und organisatorische Faktoren. Teil 2: Der Ablauf aus Sicht der beteiligten Menschen vor Ort, Brugg 2018, https://www.ensi.ch/de/dokumente/fukushima-daiichi-menschliche-und-organisatorische-faktoren-teil-2/

[16] ENSI 2018 [18] Selbstzeugnis des Kraftwerksdirektors , Masao Yoshida, in: F. Guarneri / S. Travadel (ed), Un récit de Fukushima – Le directeur parle. Paris 2018

[17] Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS), Fukushima Daiichi 11. März 2011. Unfallablauf – Radiologische Folgen. 5. Aufl., Köln 2016, https://www.grs.de/5-jahre-fukushima, 11-12

[18] GRS 2016, 12-26

[19] OECD / NEA 2021, Fukushima Daiichi 10 Years on, https://www.oecd-nea.org/jcms/pl_56742/fukushima-daiichi-nuclear-power-plant-accident-ten-years-on, 20-21

[20] Greenpeace 2019, „8 Jahre andauernde Atomkatastrophe von Fukushima“, https://www.greenpeace.de/node/23646

[21] Stadt Marburg, 2016: „Am 11. März 2011 kam es infolge des Tohoku-Erdbebens zur bislang größten Atomkatastrophe, als in Fukushima vier von sechs Reaktorblöcken zerstört wurden. Zehntausende Tote und hunderttausende Obdachlose waren zu beklagen“, https://www.marburg.de/portal/meldungen/gedenken-der-opfer-von-fukushima-900000642-23001.html

[22] Landeskirche Hannover 2015: https://www.landeskirche-hannovers.de/evlka-de/presse-und-medien/nachrichten/2015/03/2015_03_11_2 „Wir trauern. Wir gedenken der Toten und unser Mitgefühl ist bei den Verletzten und ihren Angehörigen. Wir appellieren an Politik, Wissenschaft und die gesamte Gesellschaft, an den Zielen des Atomausstiegs und der Energiewende festzuhalten“;

[23] Pressemitteilung 50/2015 des Niedersächsischen Umweltministeriums (Umweltminister Stefan Lenz, Grüne),  https://www.umwelt.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/pressemitteilungen/vier-jahre-nach-der-katastrophe-in-fukushima—der-opfer-gedenken—den-atomausstieg-vollenden-131954.html

[24] Claudia Roth 2013, https://www.focus.de/politik/deutschland/16-000-tote-bei-atom-katastrophe-claudia-roth-loest-mit-fukushima-gedenken-shitstorm-aus_aid_938380.html

[25] Kritische Bestandsaufnahme, unter anderem auch mit dem berühmten Facebook-Post des BMU über das Totengedenken von „Fukushima“ bei https://impact.ag/blog/wie-politik-und-medien-5-jahre-fukushima-fuer-die-meinungsmache-missbrauchen/

[26] GRS 2016, 28, 39-40; 50-61.

[27] UNSCEAR-Bericht « Levels and effects of radiation exposure due to the nuclear accident after the 2011 great east-Japan earthquake and tsunami», 2014, http://www.unscear.org/docs/reports/2013/13-85418_Report_2013_Annex_A.pdf

[28] ENSI 2011; ENSI 2018; GRS 2016, 92-95

[29] OECD / NEA 2021, Fukushima Daiichi 10 Years on,

https://www.oecd-nea.org/jcms/pl_56742/fukushima-daiichi-nuclear-power-plant-accident-ten-years-on, 19; 32-33, 56.

[30] Internetseiten der Präfektur Fukushima: http://www.pref.fukushima.lg.jp/site/portal-english/en03-01.html

[31] Archiv mit Hinweis auf Tokyo Shimbun. 6 March 2016: https://www.japanfs.org/sp/en/news/archives/news_id035681.html

[32] Thomas, P.; May, J.: Coping after a big nuclear accident (Editorial), Process Safety and Environmental Protection 112 (2017) 1–3, http://dx.doi.org/10.1016/j.psep.2017.09.013

[33] Goldberg, J.: Strahlung – ein Spektrum der Angst. Skeptiker 1/2019

[34] Waddington, I., Thomas, P.J., Taylor, R.H., Vaughan, G.J., 2017. J-value assessment of relocation measures following the nuclear power plant accidents at Chernobyl and Fukushima Daiichi. Process Safety and Environmental Protection 112, 16–49.

[35] Originalzitat (Englisch): Based on the Judgement- or J-value method, between 5 and 10 times too many people were moved away from the Chernobyl area between 1986 and 1990, and the authors find it difficult to justify moving anyone away from Fukushima Daiichi on grounds of radiological protection.

[36] Verena Brinks / Oliver Ibert / Anna Veronika Wendland, Beratung unter Stress: Experten in und für Krisen. Working Paper No. 2, Leibniz-Forschungsverbund Krisen einer Globalisierten Welt, Berlin, April 2017].

[37] OECD / NEA 2021, Fukushima Daiichi 10 Years on,

https://www.oecd-nea.org/jcms/pl_56742/fukushima-daiichi-nuclear-power-plant-accident-ten-years-on, 48-49.

[38] Originalzitat (Englisch): More generally, the Fukushima Daiichi accident experience suggests a need to better clarify and understand the direct causes and risk factors for evacuation-related deaths. It has also shown that advice by knowledgeable experts must be carefully integrated in post-accident decisions, regarding both health risks from radiation exposure (helping individuals or communities answer the question “am I safe?”), and the potential deleterious effects of protective actions.

[39] Hoeve, J.E., Jacobson, M.Z.: Worldwide health effects of the Fukushima Daiichi nuclear accident, Energy &Environmental Science, 2012, DOI: 10.1039/c2ee22019a

[40] Lynas, M.: Why Fukushima death toll projections are based on junk science, 2012, https://www.marklynas.org/2012/07/fukushima-death-tolls-junk-science/

[41] Originalzitat (Englisch): In this deeply flawed paper he succeeds only in illustrating some of the absurdities in current radiological protection models, and that one thing we know for sure – even if those absurdities are ignored – is that the evacuation killed more people than the accident.

[42] WHO: Health risk assessment from the nuclear accident after the 2011 Great East Japan Earthquake and Tsunami based on a preliminary dose estimation, 2013, ISBN 978 92 4 150513 0.

[43] Oroginalzitat (Englisch): Outside the geographical areas most affected by radiation, even in locations within Fukushima prefecture, the predicted risks remain low and no observable increases in cancer above natural variation in baseline rates are anticipated.

[44] Yamashita, S. et al: Lessons from Fukushima: Latest Findings of Thyroid Cancer After the Fukushima Nuclear Power Plant Accident. Thyroid. 2018 Jan;28(1):11-22. doi: 10.1089/thy.2017.0283. Epub 2017 Dec 1. PMID: 28954584; PMCID: PMC5770131

[45] Holger Dambeck, Radioaktives Wasser soll ins Meer abgelassen werden, http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/fukushima-betreiber-will-radioaktives-wasser-ins-meer-ablassen-a-1157727.html

[46] Safecast: PART 1: Radioactive water at Fukushima Daiichi: What should be done? https://blog.safecast.org/2018/06/part-1-radioactive-water-at-fukushima-daiichi-what-should-be-done/

[47] Canadian Nuclear Safety Committee (CNSC): Tritium in Drinking Water. https://nuclearsafety.gc.ca/eng/resources/health/tritium/tritium-in-drinking-water.cfm

[48] Dingwall S. et al: Human Health and the Biological Effects of Tritium in Drinking Water: Prudent Policy Through Science – Addressing the ODWAC New Recommendation, Dose Response. 2011; 9(1): 6–31. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3057633/

[49] Dennis Normile, Science, Mar. 4, 2021. This physician has studied the Fukushima disaster for a decade—and found a surprising health threat. https://www.sciencemag.org/news/2021/03/physician-has-studied-fukushima-disaster-decade-and-found-surprising-health-threat

[50] OECD/NEA 2021 NEA No. 7558. Fukushima Daiichi Nuclear Power Plant Accident, Ten Years On.

[51] ENSI, 2011 (siehe Endnote 15)

[52] Kai Kosowski / Marcus Seidl, External Hazard Coinciding with Small Break LOCA – Thermohydraulic Calculation with System Code ATHLET, in: Journal of Nuclear Engineering and Radiation Science vol.6 (2020), April 2020, 021107-1 – 021107-9

[53] Y. Kozmenkov / M. Jobst / S. Kliem / K. Kosowski / F. Schaefer / P. Wilhelm, The efficiency of sequential accident management measures for a German PWR under prolonged SBO conditions, in: Nuclear Engineering and Design 363 (2020),110663-1 – 110663-11]

[54] GRS 2016, 92-97

[55] [https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/aktuelles/ethikkommission-fuer-sichere-energieversorgung-eingesetzt-335604].

[56] „Deutschlands Energiewende–Ein Gemeinschaftswerk für die Zukunft“, https://www.nachhaltigkeitsrat.de/wp-content/uploads/migration/documents/2011-05-30-abschlussbericht-ethikkommission_property_publicationFile.pdf

[57] Regierungserklärung von Angela Merkel, 09.06. 2011, https://archiv.bundesregierung.de/archiv-de/regierungserklaerung-von-bundeskanzlerin-angela-merkel-zur-energiepolitik-der-weg-zur-energie-der-zukunft-mitschrift–1008262

[58] Kharecha. P.A. Sato, M.: How Energy Choices After Fukushima Impacted Human Health and the Environment. https://blogs.ei.columbia.edu/2019/06/17/post-fukushima-energy-japan-germany/

[59] Kharecha. P.A. Sato, M.: Implications of energy and CO2 emission changes in Japan and Germany after the Fukushima accident, Energy Policy, Volume 132, September 2019, 647-653 https://doi.org/10.1016/j.enpol.2019.05.057

[60] DIE ZEIT, 4. März 2021, Dossier, Titelthema Atomkraft, Sie ist wieder da, S. 13 – S. 15.

[61] Walter Schumacher, Die Atommafia lügt sich in die Klimabewegung, in: Kritische Aachener Zeitung, 19.03. 2019, https://kraz-ac.de/die-atom-mafia-luegt-sich-in-die-klimabewegung-3948

[62] Walter Schumacher, Ist wirklich „Corona“ die Krise?, in: Kritische Aachener Zeitung. 6. März 2021, https://kraz-ac.de/ist-wirklich-corona-die-krise-7171

[63] Das Erste, 6. März 2021, Video: Atom-Ausstieg: Schafft es Deutschland ohne Kernenergie? https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/videos/Atom-Ausstieg-xl-version-Schafft-es-Deutschland-ohne-Kernenergie-100.html

[64] IPCC – The Intergovernmental Panel on Climate Change: „Special Report: Global Warming of 1.5 °C“, Oktober 2018, https://www.ipcc.ch/sr15/, Section C.2.2, Section 2.4.2.1, Section 4.3.1.3.

[65] Vgl. auch den ZDF-Film „Strahlendes Comeback – rettet Atomkraft das Klima?“ https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/strahlendes-comeback–rettet-atomkraft-das-klima-100.html

[66] Yahoo Nachrichten / AFP: Zu Jahrestag von Fukushima Warnungen vor Glauben an Renaissance der Atomkraft. https://de.nachrichten.yahoo.com/jahrestag-fukushima-warnungen-glaube-renaissance-094929111.html

[67] Berliner Zeitung: Zu Jahrestag von Fukushima Warnungen vor Glauben an Renaissance der Atomkraft. https://www.berlinertageszeitung.de/politik/86788-zu-jahrestag-von-fukushima-warnungen-vor-glaube-an-renaissance-der-atomkraft.html

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