Wissenschaft und Skepsis: WePlanet@SkepKon

Am Donnerstag vergangener Woche war es so weit: Die „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“, GWUP [1], lud nach Regensburg zur diesjährigen SkepKon [2], dem “größten Event für Wissenschaft und kritisches Denken im deutschsprachigen Raum”. An drei aufeinanderfolgenden Tagen gab es eine geballte Ladung Wissen zu den verschiedensten Themen: Von Klassikern aus dem Bereich der Pseudowissenschaft über die Herausforderungen und Chancen der KI, über Geschichtsmythen und Verschwörungstheorien bis hin zu den modernen Kulturkämpfen um Geschlechterfragen und Rassismus war für alle Interessen etwas dabei. Als ökomoderne NGO fühlt sich auch WePlanet dem sachlichen, evidenzbasierten Diskurs verpflichtet, und so freuen wir uns, dass viele unserer Mitglieder vor Ort waren und sich an den vielfältigen Diskussionen beteiligten. Gleich viermal waren “WePlaneteers” auch durch Vorträge vertreten:

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Techno-Fakes und Angstkommunikation

Zuerst referierte unser Vorstandsmitglied Anna Vero Wendland am Freitag zur Frage “Was sollten Skeptiker über Geschichte wissen?” und saß im anschließenden Panel zu “Entzauberte Geschichte – Wie man der Vergangenheit auf den Grund geht”. Ihr Thema: In Zeiten, in denen historische Mythen einmal mehr dazu dienen, politische Forderungen bis hin zu Gebietsansprüchen zu untermauern, ist es für Skeptiker unabdingbar, zu verstehen, wie die Geschichtswissenschaft Wissen produziert und wie sich dieses Wissen zum Beispiel von den Laborwissenschaften unterscheidet. 

Kurz vor Ende des Kongresses stand Vero dann Samstagnachmittag erneut auf der Bühne, dieses Mal zum Thema „6xTschernobyl + 46 Biowaffenlabore = 1 Armageddon: Techno-Fakes und Angstkommunikation im russisch-ukrainischen Krieg“.

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Mythos Überbevölkerung

Zuvor hatte unser Co-Vorsitzender Amardeo Sarma über den neuesten Stand der Debatte um den Mythos Überbevölkerung referiert: Sein Vortrag „Weltbevölkerung: Kollaps, Wohlstand oder Überalterung?“ plädiert für eine Perspektive fern von Apokalyptik und “Bevölkerungsexplosions-Rhetorik”: Erstens wächst die Bevölkerung immer langsamer und wird sich in Laufe des Jahrhunderts stabilisieren, zweitens erhöhen neue Technologien beständig die Tragfähigkeit des Planeten: Die von Neo-Malthusianern wie Paul Ehrlich vorhergesagten Hungerkatastrophen mit hunderten Millionen Toten gab es nicht. Allerdings müssen die sozialen Herausforderungen des demographischen Wandels, insbesondere durch eine immer älter werdende Bevölkerung, ernst genommen und gestaltet werden. [Folien, Vortrag folgt sobald verfügbar] 

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Kernenergie in der deutschen Energiewende

Das zentrale Ereignis aus WePlanet-Sicht war der Vortrag von Norbert Aust, der unsere Studie zu einer möglichen “Rolle der Kernenergie in der deutschen Energiewende” vorstellte: Norbert berichtete, welche Möglichkeiten sich selbst unter sehr konservative Kostennahmen eröffnen, wenn man Kernenergie als Option der Energieversorgung zulässt: Ein kostenoptimales und klimaneutrales Energieversorgungssystem für Deutschland würde einen Kernkraftanteil von mindestens 40 Prozent enthalten, so unser Ergebnis. Ein solcher Anteil würde es ermöglichen, besonders kostenintensive Bestandteile einer alternativen Versorgung mit 100 Prozent Erneuerbaren gänzlich einzusparen oder deutlich zu reduzieren – insbesondere offshore Windkraft, beim Netzausbau oder der Anzahl der benötigten Elektrolyseure. Hieraus folgt wiederum, dass mit der Kernenergie das Ziel der Klimaneutralität erheblich schneller erreicht werden kann, etwa indem der erforderliche Ausbau der Übertragungsnetze erheblich reduziert wird. [Folien, Vortrag folgt sobald verfügbar]. Wer tiefer in die Materie einsteigen möchte, kann dies direkt auf der Seite der Studie.

• Wer Zeit hat, sollte sich auch den 3. Juli, 11 Uhr im Kalender vormerken, wenn Norbert die Studie auf Einladung der Kerntechnischen Gesellschaft (KTG) online vorstellen wird. (Anmeldung)

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Insgesamt verdeutlichte Norberts Vortrag: “Schlechte Wissenschaft”, die zu entlarven Kernanliegen skeptischen Denkens ist, ist eben nicht nur Para- bzw. Pseudowissenschaft, sondern auch “Wissenschaft wie bestellt” – Studien, die durch geschickt getroffene Annahmen das gewünschte Ergebnis vorwegnehmen, zum Beispiel der politische vorgegebene Ausschluss der Kernkraft aus der deutschen Energiewende-Forschung.

Übrigens waren auch Amardeo und Vero zuletzt viel „für die Kernkraft” unterwegs: Hier ein Aufruf von Amardeo an die SPD (deren Mitglied er seit über 40 Jahren ist), sich endlich wieder der Kernkraft zu öffnen – Kernkraft ist sozialdemokratisch, liebe Genossinnen und Genossen! [3] Mit dem gleichen Thema saß er eine Woche zuvor auch im Politiker-Panel [4] der Anschalt-Konferenz [5]. Vero war dort sogar mit zwei Vorträgen vertreten: “Ein teurer Fehler: Eine kurze Geschichte des Atomausstiegs” [6] und “Politische und soziotechnische Voraussetzungen für einen Atomeinstieg” [7] lauteten ihre Vorträge, letzterer mit dem Verweis auf unsere Studie [8]. 

Wie auf wohl allen Tagungen findet viel Spannendes auch zwischen den Vorträgen auf den Fluren und beim gemütlichen abendlichen Beisammensein statt: Überall gab es spannende Diskussionen, wurden alte Kontakte belebt und neue geknüpft. Zum Beispiel konnten wir mit Sinan “Sinans Woche” Kurtulus [9] am Rande des SkepKon ein kurzes Interview zu Narrativen und Schlagwörtern in Umweltdebatten führen und ihn fragen, wie seine Vorschläge für einen sachlicheren Diskurs aussehen. Wir werden euch das Interview in einem separaten Beitrag vorstellen, freut euch drauf!.

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